200 Jahre Königin-Luise-Stiftung

Die Königin-Luise-Stiftung ist im Jahr 2011 zweihundert Jahre alt geworden - sie ist eine der ältestesten privaten Bildungseinrichtungen im Berlin-Brandenburger, ja deutschem Raum überhaupt. Gegründet durch Bürgergeist (und Bürgerspenden) bestand die Kernidee über das erste Jahrhundert in der Förderung von jungen Frauen und Mädchen, die selbst zu Lehrerinnen oder Erzieherinnen werden oder zumindest doch mit einer soliden Bildungsbasis versehen durchs Leben gehen sollten. Dies alles im Gedenken an die preußische Madonna, die Königin der Herzen, der Ikone Preußens, der im Alter von nur 34 Jahren verstorbenen Königin Luise, die ihren eigenen, unverschuldeten Mangel an Bildung zeitlebens bedauerte und Besserung für nachfolgende Generationen von Frauen einforderte.

 

Soziales Miteinander

Dieses Echo aus vergangener Zeit hallt nach, ist doch auch die Stiftung der Gegenwart um ein soziales Miteinander aller Schülerinnen und Schüler bemüht und räumt dem Gründergeist der sozialen Integration stets Raum ein. Lernten früher Bürger- und Arbeitertöchter zusammen mit den Töchtern des preußischen Adels, so findet auch heute eine Schülerschaft aus ganz Berlin (und Brandenburg) den Weg in die Stiftung. Konstitutiver Bestandteil der Stiftung ist und bleibt dabei das Internat, mit seinen derzeit rund 50 Schülerinnen und Schülern.

 

Vielfalt und Offenheit

Die Nachfrage nach einem Platz in der besonderen, oft familiär genannten Lernumgebung ist seit Jahren ungebrochen hoch - zuletzt bewarben sich vier Schülerinnen und Schüler auf einen Platz in einer der neuen siebten Klassen auf dem Gymnasium oder in der Integrierten Sekundarschule (ISS). Die Klassengröße liegt bei etwa 20 Schülerinnen und Schülern pro Klasse, so dass Zeit - und auch Muße - bleiben, um individuell in diesen kleinen Lerngruppen junge Persönlichkeiten zu fördern und zu fordern. Ohne eine konfessionelle Schule im klassischen Sinne zu sein, ist die Königin-Luise-Stiftung Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V. und betont die Bedeutung christlicher Werte für den Umgang miteinander. Dass auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler anderer Konfessionen wie selbstverständlich zur Schülerschaft gehören, ist dazu kein Widerspruch, sondern zeigt im Gegenteil die Ernsthaftigkeit eines toleranten offenen Umgangs.

Der staatlichen Forderung nach einer Staffelung des Schulgeldes ist die Königin-Luise-Stiftung seit 2011 nachgekommen. Sie hat dies aus Überzeugung getan, denn zur Idee von Vielfalt und tolerantem Umgang gehört auch der Grundsatz eines möglichst hohen Grades an Chancengerechtigkeit. Das Schulgeld ist einkommensabhängig gestaffelt. Ermäßigungen für Geschwisterkinder ab dem 2.Kind gibt es für alle Einkommensklassen.

 

Zwischen Tradition und Moderne

Die Stiftung begeht jährlich ihr Stiftungsfest und macht sich auf zur Buchmesse in Leipzig, fährt mit einem Oberstufen-Jahrgang traditionell Ski, arbeitet mit einer wachsenden Zahl von Smartboards und bietet Oberstufen-Schülern in diesem Schuljahr erstmals einen Silentium-Bereich als betonten Ruhe-Arbeitsbereich. Schüler können die Schuloase nutzen, Mitarbeiter im schulpsychologischen Dienst unterstützen auf Wunsch Eltern wie Kinder. Grundschüler freuen sich über einen kaum sechs Jahre alten Neubau - unsere Wetterfahne über dem Altbau stammt aus Kaisers Zeiten - all das ist die Königin-Luise-Stiftung.

Der Leistungsanspruch in den relativ kleinen Schulen - 820 Schüler besuchen die Stiftung, davon rund 450 das Gymnasium, wird mit einem möglichst großen Angebot an Wahlmöglichkeiten und außerschulischen Berührungspunkten verknüpft. So lautet eine Maxime, dass Kinder angehalten werden, Dinge selbst zu tun und zu erlernen - und dabei nicht allein gelassen werden.

Methodisches und soziales Lernen sind feste Bestandteile des Schulcurriculums, auch wenn wir wissen, dass die Form der Begleitung ständig neuer Prüfung unterworfen werden muss. Jüngst ist der Fächerkanon in der Oberstufe um Lernbereiche wie Film - zu der traditionellen Stärke des darstellenden Spiels, Religion und Philosophie, Wirtschaftswissenschaften und Textproduktion erweitert worden. Das Angebot der Arbeitsgemeinschaften - von Schulgarten über Fremdsprachen bis zum Rudern - schafft auch am Nachmittag abwechslungsreiche wie ergänzende Bildungsmöglichkeiten in großer Zahl.

Der Abiturschnitt liegt etwas besser als der Berliner Mittelwert. Bei der Auswahl der Schülerinnen und Schüler in den 20minütigen Interviews vor der Aufnahme in die Königin-Luise-Stiftung geht es aber nicht um Noten allein. Die Auswahlkommission aus Schulleitung sowie Kolleginnen und Kollegen versucht sich ein Bild über ein Bündel an Kompetenzen eines jungen Schülers zu machen - um dem Kind in einer geeigneten Klassenzusammensetzung gerecht zu werden. Niemand hat nur Schwächen und keiner bringt nur Stärken in eine neue Schule mit.

 

Viele Wege können zum Ziel führen

Durchlässigkeit und individuelle Förderung zeigen sich auch in dem besonderen Verzahnungsmodell zwischen Integrierter Sekundarschule und Gymnasium, die in der Gymnasialen Oberstufe koopieren. So können Jugendliche nach zwei oder drei Jahren das Abitur bei entsprechender Leistung ablegen. Wer sich an der ISS bewährt, kann seinen Weg in die Oberstufe bis zum Abitur fortsetzen, eventuell sofort in der nur zweijährigen Oberstufe des Gymnasiums. Benötigen Gymnasiasten ein Jahr länger in der Oberstufe, so kann der Weg über eine 11.Klasse der ISS sinnvoll sein. Nicht wenige Schülerinnen und Schüler beginnen bereits in der ersten Grundschulklasse, nach Wahl auch im Maria-Montessorri-Zweig, ihren Weg durch eine hoffentlich erfolgreiche, kind- wie zeitgemäße Schulzeit.

 

Selbst sein - miteinander - weiterkommen!

Es grüßt Sie freundlich

Alexander Kaiser
Vorstandsvorsitzender der Königin-Luise-Stiftung,
Schulleiter der Grundschule